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Eine häufig vernachlässigte Komorbidität Angsterkrankungen und ADHS bei Kindern und Jugendlichen

2. Januar 2023

Berlin, 03.01.2023. Sowohl ADHS als auch Angsterkrankungen sind sehr verbreitete Störungsbilder, die nicht nur komorbid auftreten, sondern auch ursächlich zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen können. Etwa ein Drittel bis ein Viertel aller Kinder mit ADHS leiden auch an einer Angststörung [1]. Umgekehrt treten bei 24% aller Kinder mit Angststörungen Symptome einer ADHS auf [2]. Über den Zusammenhang von ADHS und Angst sprachen Prof. Peter Greven, Berlin, Dr. Kirsten Stollhoff, Hamburg, sowie Dr. Roland Burghardt, Berlin, auf einem von Takeda ausgerichteten Symposium im Rahmen des BKJPP-Kongresses.

„ADHS und Angststörungen sind nicht nur an sich weit verbreitete Störungsbilder, sie treten auch häufig komorbid auf“ betonte Greven zu Beginn seines Vortrags. Die Erkrankungen können sich gegenseitig in ihrer Symptomatik beeinflussen und ursächlich miteinander zusammenhängen. Neben einer genetischen Prädisposition können auch die Auswirkungen einer ADHS-Erkrankung die Entstehung einer komorbiden Angststörung begünstigen. Zudem wirken sich auch Umgebungsbedingungen auf die Symptomausprägung beider Störungsbilder aus. „Veränderungen im Schulalltag, wie wir es während der Schulschließungen in der Covid-19 Pandemie erlebt haben, sowie Umgestaltungen im Familienalltag können die Symptomatik der ADHS und Angsterkrankung verbessern oder auch verschlechtern“ so der Experte. Ebenso kann auch die Behandlung einer der Erkrankungen einen positiven Einfluss auf die Symptomatik des anderen Störungsbildes haben und damit die Gesamtkrankheitslast deutlich lindern. 

Angst als Folge einer ADHS 

„Circa ein Viertel bis ein Drittel der Kinder mit ADHS leiden komorbid an einer Angststörung“ erläuterte Stollhoff den Zusammenhang der beiden Erkrankungen [1]. Ebenso zeigen 24% der Kinder mit einer Angststörung Symptome einer ADHS [2]. Besonders häufig sind neben generalisierten Ängsten, vor allem im sozialen Bereich, spezifische Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten. Wie eine Metaanalyse mit 21.000 Kindern mit AHDS-Erkrankungen belegt, zeigt sich bei diesen eine überdurchschnittliche Überforderung bei neuen und belastenden Situationen [3]. Eine weitere Studie mit 3.750 Kindern mit ADHS zeigte zudem eine Beeinträchtigung sozialer Interaktionen [4]. In vielen Fällen kann dies zu einer hohen Rate an Misserfolgen führen, wodurch Ängste generiert werden. „Zudem gibt es eine genetische Überlappung von ADHS und Angststörungen, womit das häufige gemeinsame Auftreten der beiden Störungsbilder erklärt werden könnte“ so die Expertin [5]. „Wird eine Angststörung vermutet, sollten sich die Behandler:innen zudem das nähere Umfeld anschauen, um herauszufinden, ob Angststörungen dort häufiger auftreten.“

Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS und Angst

„Eine komorbide Angsterkrankung spielt bei einer ADHS eine wichtige Rolle, kann sich aber hinter der ADHS-Symptomatik verstecken“ erklärte Burghardt zu Beginn seines Vortrags. „Eine angemessene Behandlung der ADHS bei Kindern und Jugendlichen stellt die Grundlage für den weiteren Krankheitsverlauf auch bei vorliegenden Komorbiditäten dar.“ Die S3-Leitlinien geben entsprechende Behandlungsempfehlungen. Bei einer leichten oder mittelgradigen Form von ADHS empfiehlt die ADHS-Leitlinie psychosoziale bzw. psychotherapeutische Interventionen und rät in Einzelfällen bzw. in Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen zur pharmakologischen Unterstützung. Bei schweren Fällen von ADHS wird primär eine Pharmakotherapie empfohlen, die parallel durch psychosoziale und psychotherapeutische Interventionen ergänzt werden sollte [6]. Kognitive Verhaltenstherapien und seine spezifischeren Formen können zwar einen positiven Effekt auf Verhalten, Eltern-Kompetenzen sowie Kompetenzen des Alltagslebens haben [7], ihr Effekt auf die Kernsymptome einer ADHS sind jedoch vergleichsweise niedrig [8]. Während eine kognitive Verhaltenstherapie bei einer ADHS die beste Wirksamkeit in Kombination mit Psychopharmakotherapie zeigt [9], empfiehlt Burghardt bei der Behandlung von einer alleinigen Angsterkrankungen primär an eine Verhaltenstherapie zu denken. Für die pharmakologische Behandlung einer ADHS mit komorbider Angsterkrankung werden Stimulanzien oder Atomoxetin empfohlen [6]. Liegt keine komorbide ADHS-Erkrankung vor, eignen sich zur pharmakologischen Behandlung von Angststörungen vor allem SSRIs sowie SSNRIs [9]. Eine klinische Studie zeigte zudem, dass eine Verhaltenstherapie bei Angststörungen mit komorbider ADHS auch ei-nen positiven Einfluss auf die ADHS-Symptomatik haben kann [10]. „Eine ADHS ist pharmakologisch sehr gut zu behandeln. Die Verbesserung der ADHS-Symptomatik kann bei der psychotherapeutischen Behandlung der Angststörung enorm helfen“ so der Experte.

 

Quelle:
Symposium: „Vergesst die Angst nicht! Eine häufig vernachlässigte ADHS-Komorbidität“ im Rahmen des BKJPP (Berufs-verband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e.V.) Kongress am 18.11. 2022; Veranstalter Takeda, Berlin

Literatur:
[1] Pliszka SR. ADHD and Anxiety: Clinical Implications. J Atten Disord. 2019;23(3):203-205
[2] Last C et al, Archives of General Psychiatry 1991;48(10):928-934
[3] Graziano PA, Garcia A. Clin Psychol Rev. 2016; 46:106-123
[4] Ros R, Graziano PA. J Clin Child Adolesc Psychol. 2018; 47(2): 213-235
[5] Brainstorm Consortium, Anttila V et al. Science. 2018; 360(6395): eaap8757
[6] S3-Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“,
2017; AWMF Registernummer 028-045
[7] Daley D et al. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2014;53(8) 835-847.e8475
[8] Daley D et al. J Child Psychol Psychiatry. 2018;59(9):932-947
[9] Wehry AM et al. Curr Psychiatry Rep. 2015;17(7):52
[10] Gosch EA. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2018;57(7):457-459

 

621 Wörter; 4.842 Zeichen inkl. Leerzeichen

 


Über Takeda

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