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Hypoparathyreoidismus

Hintergrund

Die meisten Menschen besitzen vier Nebenschilddrüsen, die sich hinter der Schilddrüse an der Schilddrüsenkapsel bzw. im Gewebe um die Schilddrüse befinden. Jede der Drüsen misst etwa 3 bis 5 Millimeter im Durchmesser.

Die Nebenschilddrüsen produzieren ein wichtiges Hormon namens Parathormon – abgekürzt PTH. Dieses hat vor allem die Aufgabe, die Kalzium- und Phosphat-Spiegel im Blut zu kontrollieren.

Wie geschieht das im Einzelnen:

  • PTH stimuliert in den Nieren die Bildung von aktivem Vitamin D, das der Körper braucht, um Kalzium und Phosphat aus der Nahrung über den Darm aufzunehmen.
  • Darüber hinaus sorgt PTH dafür, dass nicht zu viel Kalzium über die Nieren den Körper verlässt und dass wiederum ausreichend Phosphat über die Nieren ausgeschieden wird.
  • Des Weiteren regt PTH die Freisetzung von Kalzium und Phosphat aus den Knochen, dem wichtigsten Kalziumspeicher des Körpers, an.

Normale Blutspiegel von Kalzium, Vitamin D und Phosphat spielen eine zentrale Rolle für viele Körperfunktionen, insbesondere für einen ausgeglichenen Knochenstoffwechsel, der für eine gute Mineralisierung des Skeletts und die Stabilität der Knochen notwendig ist. Darüber hinaus spielt Kalzium eine wichtige Rolle bei der Erregungsleitung am Herzen und bei Muskelkontraktionen.

Eine gestörte oder fehlende Produktion von PTH führt somit dazu, dass sich vor allem die Blutspiegel von Kalzium und aktivem Vitamin D, aber auch von Phosphat im Blut aus dem Normbereich bewegen, und zwar in folgender Weise:

Fehlendes (oder zu niedriges) Parathormon führt zu einem erniedrigten Kalziumspiegel, erniedrigten Vitamin-D- Spiegel und erhöhten Phosphatspiegel.

Eine solche Unterfunktion der Nebenschilddrüse mit verminderter Parathormon-Produktion wird als Hypoparathyreoidismus bezeichnet. Der Hypoparathyreoidismus zählt zur Gruppe der seltenen Erkrankungen.

Ursachen

  • Die mit Abstand häufigste Ursache für eine gestörte oder fehlende Produktion von PTH ist die Entfernung der Nebenschilddrüsen infolge eines chirurgischen Eingriffs an der Schilddrüse (z.B. Kropfoperation), der Nebenschilddrüsen selbst oder anderen Operationen im Halsbereich. Ursachen können z.B. auch bösartige Tumoren der Schilddrüse sein, die so radikal entfernt werden müssen, dass die Nebenschilddrüsen dabei nicht erhalten werden können.
  • Seltenere Ursachen für den Hypoparathyreoidismus sind autoimmun oder genetisch bedingte Störungen, oder auch die Folgen von Bestrahlungen (z.B. wegen Krebserkrankungen).
  • Nur in seltenen Fällen besteht das Fehlen der Nebenschilddrüsen von Geburt an.

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen

  • einem vorübergehenden Hypoparathyreoidismus, der nach der Operation nicht länger als 6 Monate anhält und
  • einem chronischen Hypoparathyreoidismus, der dauerhaft auch > 6 Monate nach der Operation fortbesteht.

Typische Symptome

Das Beschwerdebild eines chronischen Hypoparathyreoidismus weist eine erhebliche Bandbreite auf. Die Symptome gehen dabei in unterschiedlicher Art und Ausprägung auf den gestörten Mineralhaushalt zurück. Sie umfassen sowohl körperliche Beschwerden als auch Beeinträchtigungen des Denkens sowie der psychischen Verfassung.

  • Unter den körperlichen Beschwerden findet sich besonders häufig eine rasche Ermüdbarkeit, Muskel-, Knochen oder Gelenkschmerzen und Krämpfe (z.B. Tetanie) sowie Missempfindungen (z.B. Ameisenlaufen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl) in Händen und Füßen.
  • Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind unter den mentalen Beschwerden am häufigsten vorzufinden.
  • Die psychischen Symptome wiederum reichen von innerer Unruhe und Ängstlichkeit bis hin zur Depression.

Symptome

  • Kribbeln, Stechen und Taubheit (Parästhesie)
  • Muskelzuckungen, Schütteln, Zittern, Muskelkrämpfe (Tetanie)
  • Muskel- und Knochenschmerzen
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Konzentrationsschwäche/Vergesslichkeit (kognitive Dysfunktion)
  • Ängstlichkeit
  • Depression
  • Kalziumablagerungen (extraskelettale Verkalkungen)
  • Unregelmäßiger Herzschlag (Herzrhythmusstörungen)
  • Gefühl der sozialen Isolation
  • Trockene oder beschädigte Haut
  • Haarveränderungen
  • Hitze- und Sonnenempfindlichkeit
  • Augenprobleme (Katarakt)
  • Nierensteine
  • Darmprobleme und Übelkeit
  • Veränderung an den Finger- und Fußnägeln
  • Zahnprobleme
  • Atemprobleme
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Behandlung

Vitamin D und Kalzium

Die Komplexität der Behandlung mit Kalziumsupplementen und Vitamin D erfordert eine individualisierte Therapie mit Bezug primär auf die Symptomatik und nicht ausschließlich die Korrektur der Laborwerte. Die derzeitige Standardbehandlung inkludiert nach Bedarf Kalziumsupplemente und Vitamin D (aktiv und nativ), um den Mineralstoffwechsel zu stabilisieren. Die häufigste Behandlung erfolgt durch Kalziumpräparate, die den Kalziumspiegel im Blut erhöhen. Manchmal handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel, die frei erhältlich sind, aber einige müssen vom Arzt verschrieben werden.

Wenn Ihr Kalziumspiegel im Blut auf einen gefährlich niedrigen Wert fällt oder Sie immer wieder Muskelkrämpfe haben, könnte dies ein medizinischer Notfall sein, bei dem eine intravenöse Gabe von Kalzium in Ihre Vene erforderlich ist. In dieser Situation wird auch Ihr Herzrhythmus aufgezeichnet, um sicherzustellen, dass er normal ist. Ihre Symptome werden überwacht, bis sie abklingen. Auch eine häufig vorliegende Hypomagnesiämie sollte substituiert werden, da Magnesium die Wirkung von Parathormon im Körper unterstützt.

Andere Behandlungsstrategien

Für PatientInnen, die Kalzium im unteren Normbereich sowie die Besserung Ihrer Symptome unter Standardtherapie nicht erreichen, wird eine Therapie mit Parathormon empfohlen, das einmal täglich selbst in das Fettgewebe unter der Haut des Oberschenkels injiziert wird.

Für weitere Informationen sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt.