Berlin, 16./17.06.2023 – Das Therapiemanagement bei einer ADHS sowie die Transition von der Pädiatrie in das erwachsene Versorgungssystem, stellen sowohl Behandler:innen als auch Patient:innen vor Herausforderungen. Über die Zeit der Transition, Komplikationen im Therapiemanagement sowie die Schwierigkeiten der Diagnose und Behandlung von ADHS mit einer komorbiden Computerabhängigkeit, sprachen Dr. Frank W. Paulus, Homburg/Saar, PD Dr. Daniel Schöttle, Hamburg-Harburg und Dr. Wolfgang Kömen, Essen, sowie Kinder- und Jugendpsychiater und Chair Prof. Benno Schimmelmann, Hamburg, im Rahmen der von Takeda ausgerichteten Fortbildungsveranstaltung „FOKUS ADHS“ 2023.
Eine Vergleichsstudie aus dem Herbst 2019 und April 2020 belegt einen deutlichen Anstieg von Computerabhängigkeiten bei Kindern und Jugendlichen im Zeitraum vor und während des ersten Corona-Lockdowns. Das tägliche Konsumieren von Computerspielen stieg dabei in der Altersgruppe von 10-18 Jahren um bis zu 75% unter der Woche an1. Die übermäßige Nutzung digitaler Medien kann dabei zu Vernachlässigung der Selbstfürsorge, Schule, Arbeit und sozialen Aktivitäten führen und sich zudem in körperlichen Problemen wie trockene Augen, Kopfschmerzen oder Adipositas zeigen2. „Die Symptome einer ADHS sind mit der Gaming Disorder verbunden", so Paulus. „Was Ursache und was Wirkung ist, ist jedoch noch nicht geklärt." Bei der Diagnose einer ADHS sollte explizit nach der Aktivität von Computerspielen gefragt werden, so dass beide Störungsbilder angemessen behandelt werden können. Ein Zusammenspiel aus universellen, selektiven und klinisch indizierten Maßnahmen zeichnen eine optimale Prävention aus. So können durch Werbeverbote im Fernsehen und sogenannte Zeit-Kontroll-Apps die Zugänge zu Computerspielen eingeschränkt werden. Eine reduzierte und eingeschränkte Computerspielzeit kann bei ADHS-Patient:innen von Vorteil sein, so der Experte.
ADHS hat eine Persistenz von 43%3 und bleibt damit in unterschiedlicher Ausprägung bei vielen Patient:innen bis ins Erwachsenenalter bestehen. Laut Dr. Schöttle wurde ADHS gerade in den letzten zehn Jahren auch bei Erwachsenen häufiger diagnostiziert3. „Fast 64% der ADHS-Patient:innen hat einen fluktuierenden Verlauf, geprägt von Remission und Wiederauftreten der ADHS-Symptomatik.“, so Schöttle4. „So kann es auch zu einer spontanen Verbesserung im Verlauf kommen“. Für Behandler:innen und Patient:innen ist insbesondere die Transition eine herausfordernde Zeit. Die Gründe, weshalb es strukturell in der Behandlung der ADHS im Transitionsalter zu Brüchen kommt, sind sehr vielfältig. Unter anderem kann dies am teils noch geringen Wissen über adulte ADHS im erwachsenenpsychiatrischen Sektor sowie eine unzureichende Kommunikation zwischen den Fachärzten der Kinderund Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie zu einer Transitionslücke führen5. „Gerade in der Phase der Transition, sollte das Behandlungsfenster angepasst werden“, erläuterte Kömen, der gemeinsam mit Schöttle einen Workshop zur Thematik Transition hielt. „Ärzte aus der Erwachsenenpsychiatrie sollten früher mit der Behandlung junger Patient:innen starten, Kinder- und Jugendärzt:innen könnten die Behandlung ihrer jugendlichen Betroffenen verlängern.“ Auch Komorbiditäten sollten bei ADHS berücksichtigt und möglichst frühzeitig diagnostiziert werden, da sie neben den ADHS-Symptomen zu weiteren Einschränkungen im Alltag führen können. Circa 80% der erwachsenen ADHS-Patient:innen leiden zusätzlich unter psychischen Komorbiditäten – Abhängigkeitserkrankungen, affektive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen treten am häufigsten auf6 , aber auch an somatischen Komorbiditäten wie z.B. Adipositas, Asthma oder Diabetes. „Für eine gelungene Transition sollte der Übergang von einer kinderzentrierten zu einer erwachsenenzentrierten Behandlung individuell und zum Beispiel durch gemeinsame Sprechstunden koordiniert und gestaltet sein“, so Schöttle. In Aus- und Fortbildungen sollten Ärzt:innen und Psycholog:innen Wissen über die Thematik adulte ADHS zudem umfassender erwerben und Patient:innen mit einer schwergradigen Diagnose an spezialisierte Zentren mit Transitionsexpertise überweisen. Ebenso sollten die geschlechterspezifischen Unterschiede berücksichtigt sowie Komorbiditäten möglichst früh erkannt und behandelt werden. Eine enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist hier sehr hilfreich, empfiehlt der Experte.
ADHS unterscheidet sich in der Symptomatik und der Therapieform von Patient:in zu Patient:in. „Die Einstellung zu einer Pharmakotherapie kann sich selbst dann nochmal ändern, wenn die Behandlung bereits begonnen wurde“, so Schimmelmann. „Die Erfahrung mit den ADHS-Medikamenten spielt hierbei eine entscheidende Rolle.“ Negative Erfahrungsberichte von Bekannten, lückenhaftes Wissen über ADHS und Ängste vor einer Abhängigkeit können die Einstellung einer Therapie mit Medikamenten im Vorhinein negativ beeinflussen. Eine positive Einstellung gegenüber der pharmakologischen Therapie kann entstehen, sobald Patient:innen oder außenstehende Personen Verbesserungen insgesamt, im Verhalten und/oder in den Schulnoten, feststellen können7. Ein entscheidender Faktor ist dabei auch, dass Eltern vor einem möglichen Therapiebeginn umfassend über Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und Alternativen zu Medikamenten aufgeklärt und in ihrer Entscheidung nicht gedrängt werden. „Eltern testen vorzugsweise erst alternative nicht-pharmakologische Behandlungstherapien aus, bevor Medikamente die letzte Wahl sind“, so der Experte. „Das ist nicht für jedes Kind die richtige Strategie, muss aber respektiert werden.“ Ängste, wie eine mögliche Abhängigkeit oder Wachstumsverzögerungen unter Stimulanzien, kommen häufig vor. Gespräche (auch mit dem Kind allein) und die engmaschige Überwachung von (Neben-)Wirkungen sind deshalb von großer Bedeutung. „Eine gute, individuelle Beziehung zwischen Behandler:in und Patient:in, bei der die Bedürfnisse der Betroffenen respektiert werden, ist neben einer ausführlichen Diagnostik vorab ausschlaggebend für eine gute Therapie“, so Schimmelmann. Kinder und Jugendliche sollten in jedem Alter eine altersangemessene Aufklärung erhalten und bei Beginn und Fortsetzung der Pharmakotherapie angehört werden und mitentscheiden dürfen. Zur Diagnostik gehören laut des Experten nicht nur eine allgemeine Untersuchung, Tests und Fragebögen, sondern auch ein diagnostisches Interview mit den Eltern. Nach der Diagnose und bei Bedarf sollten Eltern ein Eltern-Coaching als wichtiges Behandlungsmodul angeboten werden.
„FOKUS ADHS“ 2023, 16.-17. Juni 2023
848 Wörter; 6.777 Zeichen inkl. Leerzeichen
Takeda ist ein global führendes, wertebasiertes, forschendes, biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Wir haben uns der Erforschung und Bereitstellung lebensverändernder Therapien verschrieben. Dabei werden wir von unserer Verpflichtung gegenüber Patientinnen und Patienten, unseren Mitarbeitenden und der Umwelt geleitet. Takeda fokussiert seine Forschung auf vier Therapiegebiete: Onkologie, Seltene Genetische Erkrankungen & Hämatologie sowie Neurowissenschaften und Gastroenterologie. Außerdem investiert Takeda zielgerichtet in Forschungsaktivitäten in den Bereichen Plasmabasierte Therapien und Impfstoffe. Wir konzentrieren uns darauf, hochinnovative Medikamente zu entwickeln, die dazu beitragen, das Leben von Menschen zu verbessern. Wir erweitern die Grenzen neuer Behandlungsmöglichkeiten und nutzen unsere Forschungs- und Entwicklungsfähigkeiten, um eine noch stabilere und vielfältigere Pipeline aufzubauen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 80 Ländern engagieren sich für eine bessere Lebensqualität von Patientinnen und Patienten weltweit, und wir arbeiten dabei mit unseren Partnern im Gesundheitswesen eng zusammen. Weiterführende Informationen unter: www.takeda.com
Mit rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören wir zu den weltweit größten Landesgesellschaften von Takeda. Der Geschäftssitz befindet sich in Konstanz. Von Berlin aus steuern wir die Vertriebsaktivitäten für den deutschen Markt, auf dem wir seit rund 40 Jahren vertreten sind. Hier sind wir spezialisiert auf Gastroenterologie, Onkologie, Seltene Erkrankungen (Hämophilie, Immunologie, Stoffwechselerkrankungen) und Neurowissenschaften. Takeda betreibt in Deutschland zwei Produktionsstätten, die zu unserem globalen Produktionsnetzwerk gehören und Menschen mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln versorgen. Im baden-württembergischen Singen sind rund 1.000 Mitarbeitende auf die Herstellung flüssiger und halbfester sowie gefriergetrockneter Arzneimittel spezialisiert. Der hochmoderne Standort wird im Jahr 2023 zur globalen Drehscheibe für die Versorgung mit dem Dengue-Impfstoff werden. Im brandenburgischen Oranienburg stellen über 800 Menschen feste Arzneimittelformen (Tabletten und Kapseln) her. An diesem Standort befindet sich auch eine Pilotproduktion für klinische Entwicklungsprojekte. Die Arzneimittelproduktion in Oranienburg kann auf eine Tradition von mehr als 135 Jahren zurückblicken. www.takeda.de
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EXA/DE/NS/0703