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UEG Week 2022
Früher Einsatz von Biologika bei Morbus Crohn für das Erreichen der Therapieziele

1. November 2022
  • Die Initiierung einer wirksamen Therapie im „window of opportunity“ könnte für eine langfristige Krankheitskontrolle entscheidend sein.1,2
  • Das fäkale Calprotectin kann ein nützlicher Prädiktor für den langfristigen Nutzen einer Biologika-Therapie bei Morbus Crohn sein.3
  • Vedolizumab (Entyvio®a) führte bei Patienten mit Morbus Crohn in einem frühen Krankheitsstadium (≤ 2 Jahre) zu besseren klinischen Ergebnissen im Real-World-Setting als Anti-TNFα-Therapien4

Berlin, 2. November 2022 – Heute stehen zur CED-Therapie verschiedene etablierte und neuere Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Welche Ziele in der Behandlung von Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) verfolgt werden sollten und welche Aspekte bei der Wahl der für den Patienten individuell am besten geeigneten Therapie für eine langfristige Krankheitskontrolle zu berücksichtigen sind, diskutierten Experten im Rahmen zweier von Takeda unterstützten Symposien anlässlich der United European Gastroenterology (UEG) Week 2022 in Wien.

Frühe Krankheitskontrolle und „Disease modification“ als Therapieziele

Die Behandlungsstrategien und -ziele bei MC hätten sich im Lauf der Jahre verändert: von der Step-up- über die Top-down-Therapie6,7 hin zu „Treat-to-Target“ mit vordefinierten Zielen, optimierter Therapie und regelmäßigem Monitoring, um Langzeitfolgen zu vermeiden8, erklärte Prof. Stefan Schreiber, Kiel. Inzwischen sei die frühe Krankheitskontrolle in den Fokus gerückt, denn es gebe Evidenz dafür, dass eine frühe Initiierung der Behandlung, z. B. mit Biologika nach vorangegangener konventioneller Therapie, zu einer kompletten Krankheitskontrolle führen könnte.2 «Eine „Disease modification“ ist das ultimative langfristige Ziel in der Behandlung des Morbus Crohn», so Schreiber weiter.9

Den Stellenwert, den eine frühe Krankheitskontrolle bei MC-Patienten einnimmt, verdeutlichte Schreiber anhand der Ergebnisse der CALM-Studie: Bei Patienten mit Morbus Crohn im frühen Stadium (mediane Erkrankungsdauer 0,2 Jahre) führte das Erreichen einer tiefen Remission (klinische und endoskopische Remission) zu einer Abnahme des Progressionsrisikos um 81 % über einen Median von 3 Jahren.10 Umso wichtiger sei es, das „window of opportunity“ in der Frühphase des MC zu nutzen, denn es gelte, eine chronisch aktive Entzündung zu verhindern, die zu Komplikationen wie Strikturen, Fisteln und Abszesse führen könne.1 «Mit einer frühzeitigen Therapieinitiierung im „window of opportunity“ kann eine Krankheitskontrolle in vielen Fällen möglich werden», betonte Schreiber.

Frühes Erreichen einer Entzündungshemmung wichtig für ein gutes Langzeit-Outcome

Die modernen zielgerichteten Biologika-Therapien sind wirksam und können zu einer langfristigen klinischen Remission führen. Aber welcher Wirkmechanismus passt am besten zur individuellen Pathophysiologie des jeweiligen Patienten? Die Wahl des geeigneten Firstline-Biologikums nach Versagen einer konventionellen Therapie ist daher eine Herausforderung. Dafür müsse laut Schreiber insbesondere der mögliche Verlauf des Ansprechens auf den Wirkstoff einbezogen werden sowie die Langzeit-Wirksamkeit.

Ein Beispiel für ein zielgerichtetes Biologikum ist der α4β7-Integrin-Antagonist Vedolizumab, so Schreiber weiter. In VARSITY, der ersten Head-to-Head-Studie zweier Biologika zur CU-Behandlung, wurde eine Überlegenheit von Vedolizumab gegenüber dem TNFα-Antagonisten Adalimumab in Woche 52 im Hinblick auf klinische Remissionb und Mukosaheilungc bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver CU gezeigt.11 «VARSITY hat verdeutlicht, dass CU-Patienten mit Vedolizumab früh ansprechen», betonte Schreiber.11 Zudem führte laut einer Post-hoc-Analyse von VARSITY eine Vedolizumab-Behandlung sowohl in Woche 14 als auch in Woche 52 zu einer höheren Rate an früher Krankheitskontrolle als Adalimumab, insbesondere bei Anti-TNFα-naiven Patienten.12 Eine weitere Post-hoc-Analyse der VARSITY-Studie sei der Frage nachgegangen, welche Biomarker möglicherweise als Prädiktoren für klinische Remission und langfristige Krankheitskontrolle herangezogen werden können. Es habe sich gezeigt, dass unter beiden Therapien eine Konzentration des fäkalen Calprotectins (FCP) von < 100 μg/g in Woche 14 mit dem Erreichen einer klinischen Remission in Woche 52 korreliert.3 «Der FCP-Wert in Woche 14 kann ein nützlicher Biomarker für die Vorhersage sein, ob ein Patient einen langfristigen Nutzen aus der Behandlung ziehen wird. Die Analyse unterstreicht, wie wichtig ein frühes Erreichen einer Entzündungshemmung für ein gutes Langzeit-Outcome ist», interpretierte Schreiber die Ergebnisse.

Die Wirksamkeit eines Biologikums hänge jedoch gerade auch bei MC-Patienten davon ab, ob der Patient mit Anti-TNFα-Wirkstoffen vorbehandelt ist oder nicht. Laut den Real-World-Daten des VICTORY-Konsortiums erreichten Anti-TNFα-naive MC-Patienten unter Vedolizumab häufiger eine klinische Remission und Mukosaheilung als Anti-TNFα-vorbehandelte.13 «Das spricht für den Einsatz von Vedolizumab als Firstline-Biologikum», erklärte Schreiber und ergänzte, dass dies am besten in einem frühen Krankheitsstadium erfolgen sollte. Dies hätten ebenfalls die VICTORY-Daten von MC-Patienten bestätigt: Eine im frühen Krankheitsstadium (≤ 2 Jahre) begonnene Vedolizumab-Therapie führte im Vergleich zu Anti-TNFα-Therapien zu besseren klinischen Ergebnissen bei klinischer, kortikosteroidfreier sowie endoskopischer Remission.4

Wichtige langfristige Therapieziele der STRIDE-II-Empfehlungen

Mit der Weiterentwicklung der Therapieziele steigen auch die Ansprüche an die Effektivität der Therapie. Das zeigen u. a. die STRIDE-II-Empfehlungen (Selecting Therapeutic Targets in Inflammatory Bowel Disease), berichtete Prof. Jean-Frederic Colombel, New York/USA: Zunächst müssten ein rasches Ansprechen (Symptomkontrolle) und mittelfristig eine symptomatische Remission mit Normalisierung des C-reaktiven Proteins (CRP) und Abnahme des fäkalen Calprotectins (FCP) erzielt werden.14 Eine retrospektive Kohortenstudie beispielsweise habe gezeigt, dass eine Normalisierung der FCP-Werte bei MC-Patienten mit einem signifikant niedrigeren Risiko für eine Krankheitsprogression assoziiert ist.15 Eine endoskopische Heilung, die normalisierte Lebensqualität und die Abwesenheit von Beeinträchtigungen sind wichtige langfristige Therapieziele. Laut STRIDE II könnte langfristig eine transmurale Heilung bei MC und histologische Heilung bei CU angestrebt werden, so Colombel.14

 


a Vedolizumab ist zugelassen für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Colitis ulcerosa/Morbus Crohn, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen5

b Klinische Remission (primärer Endpunkt): Gesamt-Mayo-Score ≤ 2 und kein Subscore ≥ 1

c Mukosaheilung (in der Vollpublikation als „endoskopische Verbesserung“ bezeichnet): endoskopischer Mayo-Subscore ≤ 1

 

Quellen
1 Colombel JF et al. Gastroenterology 2017; 152: 351-361.e5
2 Danese S et al. Gut 2017; 66 :2179-2187
3 Schreiber S et al. Gastroenterology 2022; 162(7): s-966. Poster Tu 1452
4 Bohm M et al. Aliment Pharmacol Ther 2020; 52: 669-681
5 Fachinformation Entyvio® 300 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Stand: Januar 2022
6 Peyrin-Biroulet L et al. Gastroenterology 2008; 135: 1420-1422
7 D’Haens G et al. Lancet 2008; 371: 660-667
8 Agrawal M, Colombel JF. Gastrointest Endosc Clin N Am 2019; 29: 421-436
9 Le Berre C et al. Gastroenterology 2022; 162: 1424-1438
10 Ungaro RC et al. Gastroenterology 2020; 159: 139-147
11 Sands BE et al. New Engl J Med 2019; 381: 1215-1226 inkl. Suppl. Appendix
12 Loftus E et al. Am J Gastroenterol 2020; 115: 332-333
13 Dulai PS et al. Am J Gastroenterol 2016; 111: 1147-1155
14 Turner D et al. Gastroenterology 2021; 160: 1570-1583
15 Plevris N et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2021; 19: 1835-1844.e6.
16 Center for Drug Evaluation and Research (CDER) & the FDA. The Voice of the Patient/Functional Gastrointestinal Disorder; 2016. https://www.fda.gov/media/95140/download
17 Jones R et al. Br J Gen Pract. 2009; 59(563):e199-208

 

Über Takeda

Takeda ist ein global führendes, wertebasiertes, forschendes, biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Wir haben uns der Erforschung und Bereitstellung lebensverändernder Therapien verschrieben. Dabei werden wir von unserer Verpflichtung gegenüber Patienten, unseren Mitarbeitenden und der Umwelt geleitet. Takeda fokussiert seine Forschung auf vier Therapiegebiete: Onkologie, Seltene Genetische Erkrankungen & Hämatologie sowie Neurowissenschaften und Gastroenterologie. Außerdem investiert Takeda zielgerichtet in 4 Forschungsaktivitäten in den Bereichen Plasmabasierte Therapien und Impfstoffe. Takeda in Deutschland gehört mit rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den weltweit größten Landesgesellschaften von Takeda. www.takeda.com

Takeda in der Gastroenterologie

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können sich erheblich auf die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten auswirken.16,17 Neben dem grundlegenden Bedarf an wirksamen Behandlungsoptionen ist für die Verbesserung des Lebens von Patient:innen noch etwas anderes wichtig: dass ihre Bedürfnisse erkannt und verstanden werden. Mit fast 30 Jahren Erfahrung in der Gastroenterologie hat Takeda bei der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und säurebedingten Erkrankungen sowie bei der Behandlung komplexer perianaler Crohn-Fisteln (CPAF), des Kurzdarmsyndroms (KDS) und Motilitätsstörungen bedeutende Fortschritte gemacht, um die Bedürfnisse von Betroffenen mit gastroenterologischen Erkrankungen zu erfüllen. Wir schließen Lücken in Bereichen, in denen weiterhin ein ungedeckter Bedarf besteht – u.a. bei Zöliakie, Alpha-1-Antitrypsin assoziierter Lebererkrankungen und Morbus Crohn. Gemeinsam mit Forschenden, Patienten-organisationen und zahlreichen anderen Beteiligten arbeiten wir daran, die wissenschaftliche Forschung und die Versorgung mit innovativen Behandlungsoptionen in der Gastroenterologie weiter voranzubringen.

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